Geschichte der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee ( SGH )

Beinwil, Landungsplatz ca. 1893
Schraubendampfer "SEETHAL" I bei der Wegfahrt in Beinwil um 1914
Vom ersten Boot bis heute!
Das Motorschiff Seetal
MS "SEETAL" IV, 2010

Du erfährst einige Meilensteine der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee. Ich habe sie anlässlich des Jubiläums 125-Jahr SGH zusammengestellt.  Die Auswahl ist subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Zeit vor der Dampfschiffsgesellschaft

Schon unter dem alten Seerecht bestand ein Fährbetrieb mit Ruderbooten über den Hallwilersee.

Fahrtenplan des Ruderbootverkehrs auf dem Hallwilersee, die sog. Stad-Tafel von Birrwil (ca. 1880). Diese stammt von Herr Gloor in Boniswil, der seiner Zeit selbst noch den Nachen, der etwas 15 Personen Platz bot, über den See ruderte. 

Die Seethal-Bahn

Am 3. September 1883 brach für das Seetal eine neue Zeit an: Die Aargauisch Luzernische Seethalbahn eröffnete ihren Betrieb auf der Strecke Emmenbrücke – Beinwil am See. Am 15. Oktober folgte die Fortsetzung von Beinwil nach Lenzburg.

Dadurch stieg das Bedürfniss, rasch von der rechten zum linken Ufer zu gelangen, stark an, weil die rechte Seeseite mit Seengen, Fahrwangen und Meisterschwanden über längere Zeit noch keinen Bahnanschluss erhielt.

Gründung DSG und das erste Schiff

Auf Initiative von Ign. Theodor Lutz, Betriebschef der Seetalbahn, konnte am 27. Mai 1888 die „Dampfschiffahrtsgesellschaft“ (DSG) gegründet werden.

Vom Dampfboot „OTTO“ existieren leider keine Bilder. Das Bild zeigt das Dampfboot „St. Urs“, das auf der Aare verkehrte und dem ersten Boot der Hallwilersee-Flotte sehr ähnelte.

Herr Jakob Fischer-Gloor, ein Mitinitiant und erster Präsident, hatte bereits vorsorglich ein Dampfboot mit 25 Plätzen gekauft. Dieses wurde im Sommer 1888 von Zürich her an den Hallwilersee geführt und bei der „Seerose“ zu Wasser gelassen. Das Boot wurde zu Ehren eines früh verstorbene Sohnes von Jakob Foscher-Gloor „OTTO“ genannt. Mit diesem Boot nahm die Dampfschiffgesellschaft am 8. Juli 1888 den Betrieb auf. Der erste Fahrplan sah elf Überfahrten vor.

Die Aargauer Regierung erteilte der neuen Gesellschaft die Konzession am 13. Juli 1988. Weil «Otto» schon vorher erste Fahrten absolviert hatte und die Auflage, sich mit den Schiffleuten der alten Fähren zu einigen, verletzt wurde, gab es Anzeigen beim Bezirksamt. Die Verantwortlichen der DSG liessen sich aber nicht beirren und gaben bei der Firma Escher-Wyss & Cie für 26 500 Fr. ein eigenes Schiff in Auftrag.

1889, das zweite Schiff

Im Frühling 1889 beschloss der Verwaltungsrat das Dampfboot „Otto“ von Jakob Fischer – Gloor zum Preis von Fr. 6634.25 zu kaufen. Ab Juni 1889 verkehrte auch das neue, 70-plätzige, bei Escher-Wyss gebaute und mit allen Schikanen ausgerüstete Dampfschiff „Hallwyl“ I auf dem Hallwilersee.

Dampfboot Hallwyl I, 1889
DS "Hallwyl" I

Obwohl nun auch Seengen. Aesch und Mosen ihre Schiffsstege erhielten, verbesserte sich die Verkehrslage der rechtsuferigen Gemeinden aber nicht. Laut Fahrplan vom Otober 1889 benötigte die „Hallwyl“rund fünfzig Minuten von Seengen bis Birrwil, der nächsten Schiffsanlegestelle mit Eisenbahnanschluss.

Fahrplan 1889

Dampfschifffahrt Hallwyler-See, Fahrplan vom 15. Oktober 1889

1889, es fehlt ein Betriebsleiter

Dampfboot Hallwyl I
DS "Hallwyl" I

Der Dampfschiffsgesellschaft standen für den Sommer 1889 wohl zwei Boote, anderseits aber nur Schiffsleute mit wenig Erfahrung in der Seefahrt zur Verfügung. Wegen Verletzung von Weisungen und Konzessionen musste die Aargauer Regierung schon bald mit einer Betriebseinstellung drohen. So wurde festgestellt, dass auf dem Dampfboot „Otto“ die vorgeschriebenen drei Mann Besatzung oftmals unterschritten wurden und dass das für 70 Personen zugelassenen DS „Hallwyl“ I am 1. und am 8. August mit 120 resp. 140 Personen stark überladen wurde.

Es fehlte ein verantwortlicher Betriebsleiter, weil sich die Seethalbahn noch nicht für die Betriebsführung der Schifffahrt hatte entschliessen können. Der Verwaltungsrat bestimmte am 23. August 1889 Natonalrat Max Erismann vom Brestenberg zum Betriebsdirektor und Delegierten für die Leitung und Überwachung des Betriebes.

Jakob Fischer-Gloor

der Pionier und grosszügige Spender

Jakob Fischer-Gloor gilt als Pionier und grosszügiger Spender der zu gründenden Gesellschaft und während der ersten Betriebsjahre. So kaufte er aus eigenen Mitteln das erste Boot und schoss noch ausstehende Zahlungen säumiger Aktionäre vor. Als 1892 ein weiteres kleines Dampfboot nötig wurde, aber der Gesellschaft das Geld zur Anschaffung fehlte kaufte Jakob Fischer-Gloor das neue Schiff und stellte es der Dampfschifffahrtsgesellschaft (DSG) zur Verfügung.

Schraubendampfer Seethal I beim Landungsplatz Beinwil ca. 1890
Schraubendampfer "Seethal" I, von Jakob Fischer-Gloor gekauft, beim Schiffssteg Beinwil.

Teils durch eigene Deckung von Fehlbeträgen verhinderte er eine Einstellung des Schiffahrts-Betriebes. In seinem Testament vom 27. Jan. 1898 verordnete Jakob Fischer-Gloor, dass der DSG des Hallwilersees folgende Vergabungen zukommen sollen:

– Das ihm immer noch gehörende DS „Seethal“ samt Inventar.
– Das ganze ihm zustehende Guthaben an der DSG ohne Forderungsrecht der Nachkommen.
– Die von der DSG der Seethalbahn per Ende 1898 schuldige Summe sei von den Nachkommen zu bezahlen, so dass die DSG von dieser Schuld befreit sei.
– Den Nachkommen wird die Pflicht auferlegt, zugunsten der DSG ein Legat von Fr. 10 000.- auszurichten.

Am 13. Feb. 1898 starb Jakob Fischer-Gloor. Sicher ist, dass ohne seinen Einsatz während der letzten zwölf Jaher seine Lebens und ohne seine grosszügigen Vergabungen an die Dampfschiffgesellschaft dieses Unternehmen kaum zustande gekommen wäre und nicht hätte überleben können.

1903: Unglück auf dem Hallwilersee

Am ersten Februarsonntag hatten sich viele Schlittschuhläufer auf der „wunderschönen Eisfläche“ getummelt. Gegen 16 Uhr begann ein starker Föhn zu wehen, der sich bald mit Regen mischte und der Eisdecke, die unheimlich zu krachen und zu bersten anfing, ein jähes Ende bereitete. Einige Schlittschuhläufer brachen ein, konnten jedoch gerettet werden, andere konnten sich nur durch „kühne Sprünge“ ans Land retten.

Am ersten Februarsonntag hatten sich viele Schlittschuhläufer auf der „wunderschönen Eisfläche“ getummelt. Gegen 16 Uhr begann ein starker Föhn zu wehen, der sich bald mit Regen mischte und der Eisdecke, die unheimlich zu krachen und zu bersten anfing, ein jähes Ende bereitete. Einige Schlittschuhläufer brachen ein, konnten jedoch gerettet werden, andere konnten sich nur durch „kühne Sprünge“ ans Land retten.

Birrwil, Restaurant "Schiffländi" mit Anlagestelle

Unglücklicherweise hat er den Strick aber an diesem Gurt befestigt. „Plötzlich“, so ist zu lesen, „ertönte ein Schrei, die Eisdecke brach, die Pumpe sank in die Tiefe und riss Bühlmann mit.“ Sein Begleiter, ein Fritz Gloor aus Birrwyl, sah die Katastrophe, wollte seinem Kameraden helfen und holte am nahe Ufer eine Leiter. Als er zurückkam, war der Freund bereits verschwunden. „Nur der Hut schwamm noch auf dem Wasser.“ Plötzlich brach auch unter Gloor die Eisdecke, und „nach längerem, fürchterlichen Kampf ums Leben ward er ein Opfer seiner Freundeshilfe.“ Vom Ufer her war ebenfalls Rettung versucht worden, doch zerbröckelte das Eis, durch Regen und Tauwetter aufgeweicht, in einzelne Stücke. Die Leichen der beiden Jünglinge wurden zwei Tage später aus dem See geborgen.

Quelle: Text und Bilder: Seener Spiegel, 2003/2004, Günter Windfelder
http://www.webcam-hallwilersee.ch/geschichten/unglueck-1903.htm

Motorboote ersetzen Dampfschiffe

Der Dampfbetrieb erwies sich für den Hallwilersee als unwirtschaftlich und zu aufwendig. Die Aktionärsversammlung vom 17. Okt. 1910 ermächtigte das unrentable DS „HALLWYL“ I zu verkaufen und dafür ein geeignetes Motorboot anzuschaffen. Noch im Dez. 1910 wurde das in Konstanz stationierte Motorboot „Bayern“ für Fr. 14 000.- gekauft und als „HALLWYL“ II 1911 in Betrieb genommen.

Motorboot Hallwyl II
Motorboot "HALLWYL" II

Im gleichen Winter wurde das Dampfschiff „SEETHAL“ I gründlich revidiert. Im Juli 1911 wurde auch der Bau einer Schiffshütte beschlossen. Für die Dampfschifffahrt brachen nun einige gute Jahre an. Die Kriegsjahre ab 1914 brachten grössere Einschränkungen, so verkehrten die Schiffe nur noch Sonntags. Zeitweilig musste der Betrieb ganz eingestellt werden. Trotzdem konnte 1917 ein weiteres Motorschiff erwoben und im Mai 1918 unter dem Namen „SEETHAL“ II eingeweit werden.

Motorboot Seethal II 1935
Motorboot "SEETHAL" II

Die Anschaffung der Motorboote machte sich bezahlt. 1923 konnte das Unternehmen erstmals einen Betriebsüberschuss von Fr. 1603.55 erzielen.

Der Betriebsleiter Wilhem Wiss, Fahrwangen, verstanden es, die Hallwilersee-Flotte mit den beiden Motorbooten auf eine solide Grundlage zu bringen und sie, trotz des zweiten Weltkrieges, durch erfolgreiche Jahre zu führen. W. Wiss starb im Juli 1946.

Anlegestellen

Landungsplatz Beinwil ca. 1890
Landungsplatz Beinwil ca. 1890
Birrwil, alte Schifflände
Birrwil, ca. 1905
Hotel Delphin mit den MB Seetal und MB Hallwyl ca. 1920
Steg Delphin ca. 1920
Hotel Delphin mit Schiffsanlegestelle
Steg Delphin 2013
Pension Seerose ca. 1910
Steg Seerose ca. 1910
Hotel Seerose mit MS Brestenberg
Steg Seerose ca. 2010

Werftgebäude und Slipanlage

Bootshaus, Anlegestelle, Hotel Delphin, mit dem Dampfboot Seethal und dem Motorboot Hallwyl
Steg Delphin und Schiffshütte, ca. 1910
Motorboot Möve mit Bootshaus und Anlegestelle
Schiffshütte, ca. 1962
Bau Werftgebäude SGH 1979
Anbau Werftgebäude 1978/79
Werftgebäude SGH ca. 1980
Werftgebäude ca. 1980
Umbau Werfthalle SGH 1998-1999
Umbau Werftgebäde 1998/1999
Werfthalle SGH 1999
Werfthalle SGH 1999
Slipanlage der SGH mit dem MS Fortuna
Slipanlage 1984 beim Auswassern des MS Fortuna

Betriebsleiter / Geschäftsführer

Die Betriebsleiter/Geschäftsführer der SGH von 1888 bis 2013

Die Ära Hans Häfeli sen. & jun.

Etwa die Hälfte der 125 Jahre SGH, nämlich 63 Jahre lang, leiteten die Hans Häfeli senjor und junior aus Meisterschwanden sehr erfolgreich die Geschicke der SGH und machten aus ihr ein blühendes Unternehmen

Hans Häfeli sen. leitete den Betrieb von 1947 bis 1975 und Hans Häfeli jun. von 1975 bis 2009.

Hans Häfeli jun. war von 1959 bis Ende 2014 bei der SGH angestellt.

Als er 1975 Betriebsleiter wurde, beförderte die SGH mit ihren 4 Schiffen 30’000 Passagiere, als er 2009 das Amt abtrat, waren es über 130’000 Passagiere auf 5 Schiffen.

Verwaltungsräte und dessen Präsidenten

Verwaltungsräte und Geschäftsleiter 2014:

Der Geschäftsleiter und die Verwaltungsräte der SGH

Von links: Geschäftsleiter Ueli Haller, Jörg Schatzmann, Lotti Lüthi, Präsident Erich Nussli, Vizepräsident Markus Müller und Jürg Roth.

Die Präsidenten des Verwaltungsrates SGH von 1888 bis 2013
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